Gruseloma und ich hasse Fasching!

Im Ernst… Wie kann man Fasching nur gut finden? Ich verstehe es nicht. Lachen auf Ansage und sinnloses Besaufen. Diese Diskussion habe ich gestern Abend mit meiner Frau geführt - einer gebürtigen Mainzerin. Ihre Antwort: “Das sagt gerade der, der es liebt sich zu Ballermann Hits im Bierkönig zu blamieren.” Da hatte sie einen Punkt. Und ich kann selbst nicht einmal sagen wo genau der Unterschied liegt. Vielleicht ist es das sinnfreie Verkleiden oder der Zwang genau an diesen wenigen Tagen im Jahr, die noch dazu wettertechnisch meist eine Katastrophe sind, glücklich, froh und ausgelassen zu sein. Da betreiben seriöse Menschen Faschingszüge und planen penibel das Vergnügen, das dann um exakt 10:00 startet. Ich weiß einfach nicht. Ich kann es nicht leiden. Und trotzdem - heute ist Kinderfasching und ich werde hingehen - weil ich meine Kinder liebe. Aber ich verkleide mich nicht. Mein kleiner Protest.

Bei uns in der Schule waren immer die Elftklässler für das Faschingsprogramm zuständig. Als ich in der Zehnten war kam also der Jahrgang über uns dran und der bestand aus ausnehmend vielen sehr linken Menschen. Ich werde deren Betrag zum geplanten Amüsement nie vergessen. Die Büttenrede startete mit den Worten: Fasching kommt von Faschismus. Stimmt natürlich nicht, aber lustig wars trotzdem. Sogar an Fasching

So, was war noch. Jap, die verrückte Oma. Am Wochenende war ich im ärztlichen Bereitschaftsdienst unterwegs. Das ist jener Arzt, der zu euch kommt, wenn ihr ein dringendes medizinisches Problem habt, aber nicht direkt am Abnippeln seid. Also sowas wie Husten, Schnupfen, Bauchweh und Co. Erreichbar sind wir unter der 116117, aber Vorsicht, hier muss man gelegentlich mal ein paar Minuten in der Leitung bleiben, bis sich jemand kümmert, ist ungefähr wie bei der Telekom. Wir fuhren gemütlich durch die schöne Stadt Fürth und behandelten einen kotzenden Patienten nach dem anderen. Ohne Scheiss (also, das stimmt nicht ganz - meistens wars mit) so viele Magen-Darm Wehwehchen wie an diesem Tag habe ich lange nicht gesehen. Die Schicht war wirklich zum Kotzen. Haha. Nachdem wir dann also den siebzehnten schweren Fall behandelt hatten und langsam den Heimweg antreten wollten klopfte es plötzlich an meinem Autofenster - ein eher ungewöhnliches Ereignis. Dementsprechend erschrak ich natürlich furchtbar. Wer kann’s mir verübeln?

Nun ist es so, dass unser Auto klar gekennzeichnet ist. Und wenn ich sage klar, dann meine ich wirklich eindeutig sehr klar. Der arme BMW sieht aus wie ein Faschingsclown auf Speed. Furchtbar. Aber egal - es ist halt Vorschrift oder was auch immer. Auf jeden Fall sieht jeder sofort, dass da ein Arzt durch die Kante gefahren wird. So auch die nette Omi, die an jenem verregneten Sonntag Abend meine entspannte Feierabendstimmung zu Nichte machte. Ich ließ das Fenster ein winziges Stück runter, wirklich nur so, dass ich die Frau verstehen konnte - und, dass sie verstehen konnte, dass mein Bedürfnis nach Kommunikation mit fremden Leuten nicht gerade sehr ausgeprägt war. Was die gute Frau aber nicht sonderlich interessierte.
”Sind Sie Arzt?”, wollte sie völlig unnötigerweise wissen. Die Information war groß und unverkennbar auf dem Clown-Auto lesbar.
”Nein, Klemptner”, wollte ich sagen, habe es aber natürlich nicht getan. Schließlich wäre das unhöflich gewesen. Also bejahte ich, woraufhin mir die Omi ihre Zunge durch die winzige Spalte in der Autoscheibe schob.
Ich hätte doch das mit dem Klemptner sagen sollen.

“Isch hbbb da wsss auf meiner Schunge!”, versuchte sie mir mit herausgestreckter Schunge zu erklären. Ich schloss messerscharf daraus, dass sie irgendetwas auf der Zunge haben musste. Es handelte sich um eine kleine Aphte, eine unbedeutende, aber manchmal etwas schmerzhafte Entzündung. Ich erklärte der Omi, dass kein Anlass zur Sorge bestand und sie den kleinen weißen Fleck schon bald wieder los sei.
”Also kein Krebs?”, fragte sie mich, jetzt wieder mit der Zunge da wo sie hingehörte, was nicht im Innenraum meines Dienstwagens war.
”Ganz sicher nicht.”
”Wirklich, ich habe nämlich Angst, dass ich Krebs habe.”
”Haben Sie nicht, zumindest nicht auf der Zunge.”
”Wirklich?”
”Ja, wirklich.”
”Wie können Sie da so sicher sein?”
”Ich bin Arzt.”
”Ach so, da bin ich aber wirklich froh.”
”Ich auch. Wiedersehen!”

Während sich meine Fahrerin vor Lachen nicht mehr einkriegte fragte ich mich warum ich gleich nochmal Arzt geworden bin.
Ach ja, ich liebe Menschen. Wirklich.

Ganz ehrlich.

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Ach du dickes Ei!